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arthur rimbaud: le bateau ivre :: französisch-deutsche lesung in klangräumen
 
 

Pressestimmen

 

Schwäbisches Tagblatt, 16. Juli 2011:

"Trunkener Schliff

... Diese Klangräume sind jazzig bis melodisch, nahezu atonal bis verspielt, sie gipfeln in wahren Klang-Kaskaden. Ein klangtrunkener Schliff für Rimbauds kühne Bilder und Lautmalereien..."

 

Reutlinger Generalanzeiger 16. Juli 2011:

"Trunken im Klanggewitter

Rimbaud ist legendär: ein französischer Teenager, der mit seinem schmalen wildenWerk die Literatur veränderte, nach seinem 20. Lebensjahr kein Wort mehr schrieb, sondern Waffenhändlerin Nordafrika wurde und mit 36 Jahren schließlich qualvoll starb. 120 Jahre sind seither vergangen. »Le Bateau ivre«, »Das trunkene Schiff«, sein längstes und bekanntestes Gedicht, feiert die maßlose Entgrenzung der dichterischen Fantasie und endet in hoffnungsloser Melancholie.
Das schreit nach Musik. Die fünf Tübinger, die Rimbauds 25 Strophen in Klangräume gestellt haben, die sie nun,samt deutsch-französischer Lesung, im franz.K vor rund 60 Zuhörern aufführten, fühlten sich zu diesem großen Gedicht hingezogen. Nicht nur des Mythos' halber, sondern vor allem wegen des lang gestreckten dramatischen Bogens, den »Le Baetau ivre« schlägt. Und wegen des metaphorischen Mikrokosmos', den jede der Strophen bildet – wenn das
Schiff hindurchrast durch »grüne Nachte, Schnee, geblendet«, wenn es sichwiederfindet in »riesigen Sümpfen«, in denen es »faulend zwischen Binsen den Leviathan« erblickt.
Dieter Koller, der im franz.K am Keyboard saß und den deutschen Text las, übersetzte Rimbauds Gedicht bereits Mitte der 1990er-Jahre neu – der großen Anzahl namhafter Übersetzungen (soPaul Celan), die bereits vorlagen, zum Trotz. »Seit den 50er-Jahren«, sagt er, »hatte es keine Neuübertragung gegeben «. Der Reiz für ihn lag also darin, den Text zu modernisieren. So kommt es, dass das Schiff, bei Celan noch »mondbefleckt, elektrisch«, nun »digital-befleckt von Mond und Zweifel« umhergeworfen wird. In der Strophe davor ist in der älteren Übertragung die Rede von dem, »was den Dichtern mundet « – Koller machte »den feinsten Stoff für Dichter« daraus, denn »confiture«, wie es bei Rimbaud heißt, so sagt er, sei ein Argot-Begriff für die Droge, und der war, man weiß es, der junge Rimbaud durchaus nicht abhold.

Rauschen, Schritte, Straßenlärm
So saß nun also auf einer Bühne in der Mitte des Zuschauerraumes der Rezitator des französischen Textes, Peter Hug, an einem kleinen Klapptisch, vor sich eine Öllampe, und las ungemein markant, umkreist von Klängen und Stimmen, vom Ensemble erzeugt oder vom Band: Schritte, Straßenlärm, Vogelzwitschern, Rauschen, ein Puls darunter.
Strophen erklangen, versetzt, wiederholt, begleitet von einem Spot, der über die Zeilen des Gedichtes sprang, die rings um auf Leintücher gemalt waren. Wilde, dabei äußerst sinnliche Musik begleitet das Schiff auf seinen Reisen: Flötenklänge von Reinhold Wolf, Bassfiguren von Ulrike Klamp, das Schlagwerk von Chris Portele – Klangereignisse jenseits aller Form, sanft verschrobene Synthesizer-Passagen, Free Jazz, aufspringend – »Wolkenbrüche, Brandung, Flut«.
Die musikalische Inszenierung des Gedichtes hatte in dieser Form bereits vor Jahren in Frankreich Premiere; seither war »Das trunkene Schiff in Klangräumen« selten zu hören. Welcher Übersetzung er den Vorzug gibt, bleibt freilich dem Leser überlassen – aber die Klangräume allein können bereits großen Eindruck machen."

 

Südwestpresse, Schwäbisches Tagblatt, 02.07.2008:

„Archaischer Arthur
Das ‚trunkene Schiff’ als Gesamtkunstwerk

Eine düstere Halle. Wie ein Vollmond schimmert nur die zwei Meter durchmessende blaue Lichtkugel über den Köpfen der Menschen. In der Mitte: Vier Musiker und ein Rezitator. Darum scharen sich etwa hundert Freunde der Kunst im Dämmerlicht.
Zeitgenössische Kunst, das haben die Strukturalisten uns gelehrt, hat immer etwas von einem Stammesritual. Bei der zweisprachigen Aufführung von Arthur Rimbauds „Trunkenem Schiff“ der Tübinger Gruppe Art-Tour am Sonntagabend in der Kulturhalle war das nicht Assoziation, sondern aesthetisches Statement. Mehr noch: die urwüchsigen Symbolwelten des Dichter-Abenteurers fordern eine solch rituelle Aufführung geradezu heraus. Zweimal hat das fünfköpfige Ensemble sein Projekt bereits aufgeführt, einmal in Frankreich, einmal in Deutschland. Rund 36 Monate brauchten die Musiker und Schauspieler für die Feinabstimmung der Lesung, die auf einer eigenen Übersetzung beruht.
Lösgelöst von reinen Buchstaben, unterstützt von düsterer Lichtregie und expressiv improvisierten Klägen entfaltete das Gedicht des Franzosen hier eine synaesthetische Kraft: abgründig, wild und magisch. ....
In die Stille zwischen den archaischen Klängen der Musiker drang die Moderne: Das Geräusch startender Flugzeuge, Straßenlärm oder schreiende Menschen. Vor dieser Sound-Kulisse entfaltete sich das 25-strophige Gedicht ....“

 

Est Républicain, 15.05.2007:

„Rimbaud a séduit La Grenelle - Rimbaud hat La Grenelle gefallen
(Übersetzung: Isabelle Déguilly)

„Le Bateau ivre“ von Rimbaud hinterläßt bei Studenten die Erinnerung an schwierigen Textauslegungen, wo die feinen Nuancen zwischen dem Konkreten und dem Abstrakten oft ihre Rätselhaftigkeit behalten.
Die Übertragung in „Töne und musikalische Bilder“ dieser inneren Reise konnte nur die Neugier der Zuhörer wecken.
Zu Beginn ein Empfang im Garten der Hausherrn , wo das Gedicht auf deutsch auf großen Leinwänden gedruckt war, unter Benutzung von Druckstöcken aus Kirschholz aus einer alten Druckerei in Bordeaux.
Und um dem Publikum zu ermöglichen, in die Darbietung einzutauchen, befanden sich die Musiker und der Vortragende in der Mitte des Saales. Dieter Koller, der Initiator dieser musikalischen Übertragung, hat mehrere Monate mit seiner Gruppe gearbeitet......
Jeder von ihnen hatte beschlossen die Strophen des Gedichts, das er innerlich stärker empfand, „musikalisch“ zum Leben zu bringen, bevor sie gemeinsam das ganze Werk Rimbauds bearbeiten, angereichert durch „Weltgeräusche“, die den Untergrund bilden. Jede Vorstellung bleibt einzigartig, da die Darsteller die momentane Inspiration darin einbringen können.
Eine ziemlich außergewöhnliche Art, Dichtung in eine internationale Sprache zu verwandeln, von unseren deutschen Freunden dargeboten..“